100 Jahre

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100 Jahre Hilfe für Menschen:

2023 feiert der Bundeinnungsverband für Orthopädie-Technik (BIV-OT) 100 Jahre Verbandsgeschichte

Im Jahr 1923 wurde die erste bundesweite Vertretung des orthopädietechnischen Handwerks in Berlin als Verband der Orthopädie-Mechanik e. V. gegründet. Das Gründungsjahr war kein Zufall. Denn in Folge des Ersten Weltkrieges galt es, rund eine halbe Million Kriegsversehrte zu versorgen. Gleichzeitig war das Jahr 1923 vom allgegenwärtigen Mangel und einer Hyperinflation geprägt. Spätestens auf dem Höhepunkt der Inflation im Jahr 1923 waren Hilfsmittel zum Zeitpunkt der Fertigstellung nur noch einen Bruchteil der aufgewendeten Kosten wert. Für die Gründungsmitglieder des Verbandes stand fest: Wir müssen unsere Kräfte vereinen und mit einer starken Stimme für die Interessen des eigenen Handwerks und der Patienten eintreten, um die Hilfsmittelversorgung abzusichern. Dieser Gedanke führte zur Gründung des ersten deutschlandweiten Verbands vor 100 Jahren.

Die Broschüre zu „100 Jahre Hilfe für Menschen – Vom Reichs- zum Bundesinnungsverband für Orthopädie-Technik“ finden Sie hier zum Download.

 

Laut sein

Viele Rahmenbedingungen für die Hilfsmittelversorgung in Deutschland haben sich in den 100 Jahren geändert. Neue Fertigungstechniken, Materialien bis hin zu Mensch-Maschine-Schnittstellen haben das Handwerk verändert und die Versorgung enorm verbessert. Aber auch 100 Jahre nach der Gründung gibt es konstante Bedingungen: Millionen von Menschen sind auf die Hilfe von Orthopädietechnikerinnen und Orthopädietechnikern angewiesen. Sie ermöglichen gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen aus Medizin und Physiotherapie die Teilhabe in Alltag, Beruf und Sport. Trotz dieses hohen Gewichts für das Gesundheitssystem kämpft das orthopädietechnische Handwerk um jede Fachkraft und um jede Versorgung mit Hilfsmitteln. Daher lautet der Grundsatz des Verbandes auch 100 Jahre nach der Gründung: „Laut sein“. Der BIV-OT streitet mit lauter Stimme für ein Umdenken in Politik und Gesellschaft – für die Patientinnen und Patienten, für das traditionsreiche und innovative Handwerk.

 

1923-2023: Im Zeitraffer

Der erste große Erfolg des Verbandes war die „Reichspreisliste für orthopädische Hilfsmittel“. Sie wurde 1936 zwischen dem preußischen Arbeitsministerium und dem 1935 in den Reichsinnungsverband des Bandagisten- und Orthopädie-Mechaniker-Handwerks umbenannten Verband vereinbart. 1942 entstand das erste umfassende Lehrbuch des orthopädietechnischen Handwerks aus der Feder von Walter-Hermann Pfau, Orthopädiemechaniker-Meister und von 1923 bis 1937 erster Obermeister.

Nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden in den beiden deutschen Staaten unterschiedliche Organisationsformen. In der BRD vertrat ab 1946 der „Zentralinnungsverband für Orthopädietechnik“ die Interessen des Handwerks, der 1954 in Bundesinnungsverband umbenannt wurde. In der DDR hingegen war das orthopädietechnische Handwerk der „Arbeitsgemeinschaft für Orthopädiemechaniker und Bandagisten“ der „Deutschen Gesellschaft für Klinische Medizin und ihrer Gesellschaft für Orthopädie der DDR“ angegliedert. Trotz der Unterschiede fand ein regelmäßiger Fachaustausch zwischen Orthopädietechnikern aus der BRD und der DDR statt, dabei spielten die Innungen in West- und Ostberlin eine Schlüsselrolle.

Nach 1989 gelang die Vereinigung der orthopädietechnischen Betriebe aus Ost und West, Nord und Süd unter dem Dach des Bundesinnungsverbandes für Orthopädie-Technik. Die 1953 in Frankfurt am Main gegründete Bundesfachschule für Orthopädie-Technik (BUFA) wurde nach der Wiedervereinigung 1990 die zentrale Ausbildungsstätte. Sie gilt als eine der international renommiertesten Bildungseinrichtungen des Fachs. Die hohe Fachkompetenz und Innovationskraft von Handwerk und Industrie im Bereich der Orthopädietechnik sorgte für immer mehr internationale Aufmerksamkeit. So wurde aus dem jährlichen Jahreskongress des BIV-OT ab 1976 ein alle drei Jahre stattfindender internationaler Kongress, der schließlich seit 2002 alle zwei Jahre am festen Standort Leipzig als Weltkongress und Weltleitmesse OTWorld Experten aus knapp 100 Ländern anzieht.