Der im Jahr 1978 mit der Heine-Hessing-Medaille ausgezeichnete Professor Johannes Schmidl (1932 – 1996) wurde 1932 in Graz geboren. In seinem Geburtsort absolvierte er von 1950 bis 1954 eine Lehre als Orthopädie-Mechaniker und Bandagist. 1958 legte er seine Meisterprüfung in dem Fach mit Auszeichnung ab. Im gleichen Jahr gehörte er zu den Gründungsmitgliedern des Österreichischen Verbandes für Paraplegiker und zum Planungsstab für das Prothesenzentrum INAIL in Budrio (Italien), als dessen erster Technischer Direktor er 1959 berufen wurde.
Früh suchte der Orthopädiemechaniker den internationalen Austausch. Bereits 1957 nimmt er an einem internationalen Kongress in London teil. Die International Society for Prosthetics and Orthotics (ISPO), 1970 gegründet, berief Schmidl 1975 zum Beobachter des Verbandes für Südeuropa und 1977 in den Exekutiv-Ausschuss der ISPO. Gleichzeitig erhielt er die „Fellow-Ship“-Auszeichnung des Verbandes für seine Verdienste um die Orthopädie-Technik.
Mitte der 1960er-Jahre wurden die Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG), Vorgängerorganisation der Europäischen Gemeinschaft (EU) und der Deutsche Bundestag auf ihn aufmerksam: 1967 wurde Prof. Schmidl in die Entwicklungsabteilung für künstliche Gliedmaßen der EWG berufen. Vier Jahre später folgte die Ernennung zum Mitglied der Kommission für Harmonisierung und Standarisierung der Prothesenpassteile der EWG. Im Jahr 1985 berief ihn der Deutsche Bundestag als wissenschaftlichen Sachverständigen zur öffentlichen Anhörung des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung über die Situation der orthopädischen Versorgung in der Bundesrepublik Deutschland.
Neben seinem vielfältigen politischen Engagement im Bereich der Orthopädie-Technik hielt Schmidl Vorlesungen als Gastdozent an zahlreichen Fakultäten und Universitätskliniken zu den Themen Technische Orthopädie und Klinische Rehabilitation. Unter anderem lehrte er in Berkley, Chicago und New York (USA), Buenos Aires (Argentinien), London (UK), Osaka (Japan), Rio de Janeiro (Brasilien), Stockholm (Schweden), Toronto (Kanada) und Zürich (Schweiz). Professor Johannes Schmidl veröffentlichte mehr als 200 wissenschaftliche Arbeiten, die auch ins Chinesische, Japanische und Russische übersetzt wurden.